
MagiCAD Ventilation kam vor 25 Jahren, 1998, auf den Markt. Dabei scheint es noch gar nicht so lange her, dass TGA-Konstrukteure mit Papier und Stift hantierten. Und doch wurde damals, passend zur bald darauffolgenden Jahrtausendwende, unaufhaltsam die Ära der digitalen, dreidimensionalen TGA-Planung eingeläutet.
Wir sprachen mit MagiCAD-Produktmanager Johan Sörensson über die Veränderungen in der Planungsarbeit, die in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten stattfanden.
“Wenn Sie 20-25 Jahre zurückdenken, wie sah der normale Arbeitsablauf in der TGA-Konstruktion aus?”
JS: Die anfänglichen Aufgaben bei einem Projekt sind bis heute ziemlich ähnlich. Wir beginnen immer noch damit, den Grundriss zu erstellen und Standorte für Technikräume auszuwählen, die Hauptverlegewege zu skizzieren und die benötigten Systeme zu definieren. Große Unterschiede treten dann auf, wenn man beginnt detaillierter zu planen.
Damals hatten wir bloß AutoCAD oder je nach Land vielleicht auch eine andere Software. Die zeichneten allerdings nur zweidimensional. Dabei musste man selbstverständlich drei Dimensionen berücksichtigen, zum Beispiel bei der Raumaufteilung. Man erstellte also unzählige Schnitte für die Stellen, wo man wenig Platz zur Verfügung hatte. Man nahm z. B. einen Korridor und erstellte Schnitte, um herauszufinden, wo Lüftung, Rohrleitungen und Elektrik verlaufen sollten.
Zur Abstimmung waren immer noch Leuchttische gang und gäbe. Man hatte Papierzeichnungen und einen Glastisch mit Lampe darunter. Man legte die Architekturzeichnung darauf und dann die Lüftungszeichnung, die Rohrleitungszeichnung und die Elektrozeichnung, um zu sehen, ob die Systeme richtig eingeplant wurden und nicht miteinander kollidierten.
“Für die Koordination legte man also buchstäblich Zeichnungen übereinander?”
JS: Genau, Blatt Papier auf Blatt Papier! Nicht alle vier gleichzeitig – man wechselte und glich die verschiedenen Gewerke miteinander ab. Manchmal wurden auch alle Gewerke in einer einzigen Zeichnung mit verschiedenen Farben ausgedruckt. Architekten hatten eine bestimmte Farbe und Rohrleitungen, Lüftung und Elektrik waren jeweils andersfarbig. Es gab also einen Haufen verschiedenfarbiger Linien auf dem Papier und man musste versuchen, die Kollisionen zu erkennen.

“Technisch gesehen war alles AutoCAD- und 2D-basiert …”
JS: MagiCAD brachte 1998 die Software zur Planung von Lüftungsanlagen, 2000 die für Rohrleitungen und 2002 für elektrotechnische Anlagen heraus. Diese Programme boten einige 3D-Zeichenfunktionen, so dass es Möglichkeiten zur Überprüfung gab. Aber die Abstimmung mit Papier war immer noch üblich. Es gab einige Diskussionen über die Entwicklung von 3D, und Architekten arbeiteten damals schon eine Weile mit AutoCAD Architectural in 3D.
“Wurde damals bereits über die Digitalisierung gesprochen, und welche große Entwicklung wurde bei den Entwurfswerkzeugen als nächstes erwartet?”
JS: Der Wandel zu 3D hatte bereits begonnen. Es ging um die Möglichkeit der 3D-Zeichnung, alles an der richtigen Stelle zu platzieren und den Koordinationsaufwand zu verringern. Damals lag der Schwerpunkt bei 3D nicht auf der Visualisierung oder Darstellung. Es gab zwar eine gewisse Visualisierung, aber sie hatte doch einen sehr “technischen Look” und war für Nicht-Ingenieure oder Endkunden nicht sonderlich ansprechend.
“Hatte man damals bereits eine Vorstellung davon, wie die Planung 25 Jahre später aussehen würde, und ähnelte sie dem, was heute gemacht wird?”
JS: Nicht wirklich. Wie beispielsweise VR- und AR-Lösungen heute eingesetzt werden, das wurde damals vielleicht irgendwo in einer geheimen Entwicklerkammer ausgeheckt. Selbst in der MagiCAD Group, wo wir versuchen, vorauszudenken, wurde nicht wirklich darüber gesprochen. Und natürlich waren die Computer damals noch nicht so leistungsfähig. Das ist so eine Sache. Es ist schwer vorauszusehen, wie sich die Technologie entwickelt, denn wenn eine Innovation einmal richtig Schwung erreicht, entwickeln sich die Dinge wirklich schnell.
“Was war Ihrer Meinung nach die größte Veränderung für die Planung in den letzten 25 Jahren?”
JS: Im Großen und Ganzen würde ich sagen: die 3D-Planung. Zuerst haben Architekten in 3D gearbeitet, dann die Lüftungsgewerke, Rohrleitungen und Elektrik. Die Elektrotechnik war das letzte Fachgewerk, das diese Technik vollständig übernommen hat. Hier ist vieles symbolbasiert. Elektrokonstruktionen werden häufiger als 2D-Modell vorgelegt, im Vergleich zu den anderen Gewerken. Die sind bei der Verwendung digitaler Werkzeuge auf der Baustelle vielleicht ein wenig weiter.
Erheblich verändert hat sich auch, wie einfach Änderungen jetzt vorgenommen werden können. Der Gebäudegrundriss kann sich ständig ändern. Und dann passt man an und verschiebt Bauteile, weil der Architekt Wände verschoben oder Räume verändert hat. Es geht in der Planung heute viel mehr um Anpassungen als früher, als man nur die Papierunterlagen zur Verfügung hatte. Einerseits ist das Resultat ein besseres Gebäude. Andererseits denkt man über manche Dinge vielleicht nicht früh genug nach. Man weiß ja, dass man es später immer noch ändern kann.
“Was ist in den letzten Jahrzehnten denn gleichgeblieben? Haben TGA-Planende noch die gleichen Sorgen wie damals?”
JS: Ja, natürlich. Es stellt sich immer die Frage nach der Zusammenarbeit zwischen den Gewerken. Denn alles ist auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden. Die rechtzeitige Beschaffung von Informationen, um das zu produzieren, was benötigt wird, genügend Platz für technische Räume und Schächte, Kosten- und Termindruck – das sind Dinge, die auch heute noch zu bestehen scheinen.
“Haben die technologischen Entwicklungen der letzten 25 Jahre die Art und Weise verändert, wie die Menschen an die Planung herangehen?”
JS: Ja, eine Sache, über die wir auch in unseren BIM-Seminaren gesprochen haben, ist, dass sich die Entwurfszeiten stark verkürzt haben, weil die Entwürfe heute viel schneller erstellt werden können. Das ist natürlich positiv, aber gleichzeitig würden die Leute vielleicht von etwas mehr Zeit für die Entwurfsarbeit profitieren. Es ist billiger während des Planung Fehler zu machen als auf der Baustelle. Früher, als man noch mit Papierzeichnungen arbeitete, hatte man mehr Zeit, um über Dinge nachzudenken, weil die Arbeit einfach länger dauerte. Auch wenn man mit modernen Werkzeugen viel schneller arbeiten kann, sollte man sich etwas Zeit nehmen, um seine Arbeit zu überdenken, zu koordinieren und verschiedene Lösungen auszuprobieren. Letztendlich geht es darum, die beste Lösung bereits in der Entwurfsphase zu finden und nicht erst auf der Baustelle.